The same procedure as every year ist einer der bekanntesten Sätze der kalten Jahreszeit. Er gehört in das Wohnzimmer von Miss Sophie – mit einem großen Kamin und einer Sitzecke, in der der Ohrensessel kaum kuschliger aussehen könnte. Daneben steht der aufgeklappte Globus und eine schöne Kristallflasche schaut heraus. Hier könnte James sitzen, wenn er nicht gerade wieder mal den 90. Geburtstag betrinken muss, und selbst entscheiden darf, zu welch edlem Tropfen er gerne greifen möchte. In meinem Bild hat er dabei ein typisches, sehr bauchiges Glas mit kurzem Stil in der Handfläche liegen, den Cognacschwenker. Damit trinkt James tatsächlich einen der ältesten und exquisitesten Tropfen überhaupt. Doch was macht Cognac so besonders?

Cognac greift auf eine lange traditions- und erlebnisreiche Geschichte zurück, die 1549 mit dem Verkauf vierer Fässer „guten Cognacs“ in La Rochelle beginnt. Cognac war erst einmal nur ein Weinbrand und wurde für den Handel zur Verschiffung in Fässer gefüllt, was ihn am Ende der Reise weicher und runder machte. Das hat der clevere Kaufmann genutzt und bewarb seinen Brand mit entsprechender Herkunftsbezeichnung. Durch das Experimentieren mit der Lagerung in Eichenfässern wurde das französische Eau de Vie (Wasser des Lebens) immer beliebter und zu Beginn des 18. Jahrhunderts gründeten sich die bekannten Cognac-Häuser wie Rémy Martin und Hennessy. Die Winzer kamen, vor allem mit der englischen Nachfrage, kaum hinterher und im späten 19. Jahrhundert schlug sie zu: die Phylloxera Vastarix. Eine fiese Reblausplage zerstörte 85% des kompletten Weinanbaus in Europa und die Cognacproduktion kam zum Erliegen. Mühsam wurde die resistente Rebensorte Ugni Blanc aus Amerika in Frankreich herangezüchtet. Doch bis diese Ertrag abwarf, war ein knappes Jahrzehnt vergangen und der Rohbrand noch kein Jahr im Fass gelagert. Nur die großen Häuser überlebten die lange Durststrecke.
Nach knapp einem weiteren Jahrzehnt konnte wieder halbwegs ordentlich verkauft werden, wobei Cognac auch gerne noch länger im Keller schlummert. Heute werden Destillate sogar mit über 100 Jahren Reifung verkauft. Kaum erholt und die Produktion wieder angekurbelt, fiel durch die vom Zweiten Weltkrieg ausgelöste Weltwirtschaftskrise die Nachfrage nach Luxusgütern ins Bodenlose. So überlebten nur die stärksten Produzenten, die heute 70% des gesamten Cognac-Marktes ausmachen.

Nach dem sich der Markt erholt hatte, kam der immer noch anhaltende Aufschwung. Die Cognac-Häuser hatten Zeit, ihre Spirituosen zu lagern und konnten jetzt die gesamte Nachfrage abdecken. Sie halten heutzutage sogar bewusst die Produktion klein, um noch höhere Preise zu erzielen. Die Super-Premium-Linie von Hine geht für ca. 3000€/Flasche über den Ladentisch. Die Marke Delamain produziert überhaupt nur 50.000 Flaschen im Jahr (zum Vergleich: Der Standard Vodka von Smirnoff wird siebenmal pro Sekunde verkauft, das sind etwa 220 Millionen Flaschen im Jahr).

Dabei unterliegt Cognac vielen Regularien, wie Qualitätseinstufungen der Cognac-Region oder der Herkunft der Eichenfässer. Die Lagerung ist eine Wissenschaft für sich und über 100 Jahre alte Fässer sind keine Seltenheit. Es gibt sogar Marken, die sich nur um die Lagerung kümmern und etwa 15 Jahre alte Top-Produkte kaufen, nur um sie dann weiter zu lagern und zu perfektionieren.

Für uns sind manche Preise kaum vorstellbar und wer trinkt sich schon gern schwarze Löcher in seinen Geldbeutel? Aber es gibt Cognac auch zu erschwinglicheren Preisen und damit eignet er sich nicht nur als Weihnachtsgeschenk für den entsprechenden Liebhaber, sondern auch als Cocktailzutat. Gerade den Dezember verbinden wir mit bestimmten Aromen wie Lebkuchen oder Spekulatius und da es auch in der Welt der Bar kaum noch Grenzen gibt, finden sich diese als Sirup im Handel wieder.
Klassiker wie der Whisky Sour abgewandelt mit Cognac statt Whisky, einem Schuss Apfelsaft und entsprechendem Sirup werden zum Highlight auf der Nikolausparty.

Auch an Silvester können wir auf ein altes Rezept zurückgreifen. Statt den Champagner wie gewohnt pur zu trinken greifen wir auf den Classic Champagne Cocktail zurück: Ein Zuckerwürfel, vollgezogen mit Angostura Bitter, ein Schuss Cognac, aufgefüllt mit Champagner.

Und wenn der Jahreswechsel geschafft ist, machen wir es wie James und genießen den Tropfen pur, bevor wir uns wieder in den Alltag stürzen müssen.

Von Dennis Gilliam

3% allen Cognacs wird in Frankreich selbst getrunken, die größten Importregionen sind die USA und der asiatische Markt

Classic Champagne Cocktail

1 Zuckerwürfel
Angostura Bitter
2cl Cognac
Champagner

Der teuerste Cognac der Welt

Henri IV Grande Champagne
Cognac Dudognon Héritage
$ 2.000.000
Kristallflasche mit 24K-Gold, Sterling Platin und 6500 zertifizierten Diamanten