Allein die Vorstellung ist schon perfekt: eine kleine Bar in strandnähe mit Blick auf die historischen Gassen Havannas, ein ’57er Chevrolet Bel Air parkt einige Meter entfernt und glänzt in der Abendsonne, in ausgelassener Stimmung wird Salsa getanzt…
Was bekommen wir an der Bar?
Im ersten Moment kommt uns  natürlich der „Cuba Libre“ in den Sinn. Doch auf den zweiten Blick haben wir vielleicht keine dunklen Drinks in unseren Gläsern, sondern viel frische Minze in klarer Flüssigkeit: Man hat uns einen „Mojito“ serviert.

History & Stories
Der Cuba Libre war ein einfacher Drink mit Zutaten, die in großer Menge erhältlich waren. Dadurch wurde schnell auch bei Soldaten beliebt, die sich einfach Coca-Cola mit Rum und Limetten zum Anstoßen genehmigten. Sie tranken auf das Ende des spanisch-amerikanischen Kriegs (1898) und die Befreiung Kubas von der spanischen Kolonialherrschaft mit dem Spruch „Viva Cuba libre“ – „Es lebe das freie Kuba“.
Dass der Cuba Libre heute weltweit auf jeder Barkarte zu finden ist, verdanken wir seiner bestechenden Einfachheit und dem tollen Geschmack, der sicher auch die Andrew Sisters 1956 zu ihrem Hit „Rum und Coca-Cola“ inspiriert haben dürfte. Der kubanischen Revolution hat der Drink seinen Spitznamen bei Exilkubanern verdanken: Mentirita (spanisch für „die kleine Lüge“).
Der Mojito hingegen blickt auf eine längere Geschichte zurück: Sein Ursprung findet sich schon im 16. Jahrhundert, als Sir Francis Drake höchstpersönlich ein Getränk aus Zucker, Limetten, Aguardiente de Caña (einfacher Zuckerrohrschnaps) und Minze gegen seine Magenbeschwerden getrunken haben soll. Der Drink war später auch in der Literatur präsent: „Jeden Tag um elf Uhr nehme ich einen Draquecito ein und das tut mir sehr gut.“ – ein Zitat aus dem Roman „El Cólera en Habana“ des kubanischen Autors Rámon de Palma von 1838.
Unsterblich wurde der Drink aber erst durch Ernest Hemingway, der ihn stets in seiner Stammbar „La Bodeguita del Medio” in Havanna bestellte, wo noch heute eines seiner Zitate über der Theke hängt: „My Mojito in La Bodeguita, my Daiquiri in El Floridita“.
Heute ist der Mojito Teil der kubanischen Alltagskultur und wird tatsächlich zu jeder Tageszeit getrunken. Angefangen morgens mit wenig Rum (1 bis 2cl) und viel Wasser, abends mit bis zu 9cl Rum und nur lediglich einem erfrischenden Spritzer Wasser.

So wird’s gemacht:
Der Cuba Libre schmückt sich inzwischen mit unzähligen Rezepturen, damit auch für jeden Geschmack etwas dabei ist. Durch verschiedene Rum- und Cola-Sorten findet hier jeder seine persönliche Note.
Meine Favoriten ist das Original mit weißem kubanischen Rum (z.B. Ron Vacilõn, Havana Club oder Bacardi) und frischen Limetten. Mein Geheimtipp ist jedoch die Krake – der „Kraken Black spiced Rum“, ein schwarzer, mit Gewürzen aromatisierter Rum aus verschiedenen Destillaten
Bei der Cola gilt: je ausgefallener der Rum geschmacklich ist, desto neutraler sollte die Cola sein.
Das Rezept des  Mojito ist ein Klassiker: Limettensaft, Zuckersirup und Minze in ein Longdrinkglas geben und leicht andrücken. Es empfiehlt sich, den Stengel der Minze (hier ist das meiste Aroma enthalten) vorsichtig am Glasrand entlang zu reiben. Nun das Glas mit Eiswürfeln auffüllen, den Rum zugeben und alle Zutaten mit einem Barlöffel verrühren. Gegebenenfalls erneut mit Eis auftoppen und mit einem Schuss Sodawasser ablöschen. Kurz anrühren, mit einem Minz-Zweig dekorieren und einem gekürztem Strohhalm servieren.
Gerührt wird ohne Soda, damit keine Kohlensäure verloren geht, und der gekürzte Strohhalm beteiligt die Nase beim Genießen an der Minze.
Dabei betrachte ich den Mojito als Rum Julep und verzichte entsprechend auf Limettenstücke im Drink. Für die perfekte Mischung verwende ich Zuckersirup und keinen Rohrzucker der sich eventuell nicht ganz lösen würde.

So entsteht ein perfekter Drink, der sich wie Limonade genießen lässt.

¡Salud!,
Euer Dennis