Knigge bittet zu Tisch!

Die hervorragende Schlemmerzeit in den Wintermonaten liegt nun hinter uns. Die kulinarischen Höhenflüge ließen manch einen auch ab und zu durch mangelnde Tischmanieren in großen Fettnäpfen tief tauchen.

Egal mit welcher Einstellung Sie sich an den Weihnachtsschmorbraten oder die Neujahrsgans gewagt haben, der Spruch behält seine Gültigkeit: „Sage mir, wie du isst und ich sage dir, wer du bist.“

Das gemeinsame Essen – egal ob in engstem Kreise der Familie oder repräsentativ in der Geschäftswelt – bleibt ein Genuss, wenn Sie die oberste Empfehlung beachten und ästhetisch und möglichst geräuschlos essen können.

Es gibt Anlässe, an denen es sehr locker zugeht und die Atmosphäre genau dadurch geprägt ist, sich eben nicht ganz korrekt zu verhalten, um die lockere Beziehung zueinander zu signalisieren. Dann gibt es Anlässe, die genau gegenteilig sind und es tatsächlich auf jedes kleine Detail ankommt, um einen souveränen Eindruck zu hinterlassen.

Eines ist allerdings sicher: Regeln können Sie nur dann brechen, wenn Sie sie auch kennen und beherrschen.

Verlassen Sie sich dabei nicht auf Ihre Tischgenossen, die Ihnen das schon vertraulich zuflüstern würden, wenn Sie sich mal daneben benehmen sollten. Das wird nicht klappen, denn höfliche Menschen sagen uns meistens nicht, wenn wir etwas nicht ganz so gut machen.

Eine Anekdote der Schwedischen Königin.

Sie hatte mal arabische Gäste am Tisch. Traditionell wird in Schweden gerne ein Knäckebrot in der Stoffserviette versteckt. Der arabische Gast isst zwar vieles in seiner Kultur mit der Hand. Er war allerdings vorbereitet und wusste: hier isst man alles mit Messer und Gabel. Also hat er das Knäckebrot entdeckt und nach seinem Besteck gegriffen, um es dann mit Messer und Gabel zu essen. Das Brot ist in viele kleine Teile zerbrochen. Etwas unbeholfen nahm er ein Stück auf seine Gabel und führte es in den Mund. Raten Sie mal, was daraufhin die Königin gemacht hat? Sie machte es ihm gleich und aß ihr Knäckebrot ebenfalls mit Messer und Gabel. Das ist wahre Höflichkeit!

Meine Empfehlung

Ich empfehle Ihnen ebenfalls, wenn Sie mal jemandem begegnen sollten, der die Knigge-Regel nicht so sehr beherrscht wie Sie, dass Sie dann Ihre Ansprüche ein wenig herunterschrauben und damit höflich und charmant bleiben.

Worauf Sie in Restaurants ein besonderes Augenmerk richten sollten, um ungewollte Fettnäpfe zu vermeiden, finden Sie hier:

  • In guten Restaurants werden Sie vom Servicepersonal in Empfang genommen.
  • Geben Sie Ihre Jacke bereits an der Garderobe ab. Später wäre die Stuhllehne der verkehrte Platz dafür. Ein Herrenjackett wird übrigens erst dann ausgezogen, wenn der Ranghöchste seines auszieht. Im Sitzen lassen Sie ansonsten bitte Ihr Jackett geöffnet und im Stehen schließen Sie das Jackett (der unterste Knopf bleibt immer geöffnet).
  • Ihre Hände sind bis zu den Handgelenken auf dem Tisch, die Arme liegen eng am Körper. Ihr Oberkörper ist eine Handbreite weg von der Tischkante entfernt.
  • Alle persönlichen Gegenstände wie Brillenetuis, Smartphones, Schlüssel, Geldbörsen usw. haben auf dem Tisch nichts verloren.
  • Sobald Ihr Besteck benutzt ist, darf es die Tischdecke nicht mehr berühren.
  • Führen Sie Ihr Besteck zum Mund und nicht umgekehrt. Dabei achten Sie auf eine aufrechte Haltung. Früher wurden den Kindern gerne als Training zwei Bücher unter die Arme geklemmt und ein drittes fand auf dem Kopf seinen Platz. Haben Sie schon Lust bekommen, das mal auszuprobieren?
  • Die Knigge-Regeln „Anstandsrest lassen“ oder „alles Aufessen“ sind nicht mehr zeitgemäß. Entscheiden Sie frei nach Gaumenlust.
  • Sie outen sich schnell als Nichtwissend, wenn Sie Folgendes nicht beachten: Brot wird nicht abgebissen sondern in mundgerechte Stücke gebrochen und dann ganz in den Mund genommen. Das Brot wird auch nicht in Soßen getunkt.
  • Wenn Sie signalisieren möchten, dass Sie zu Ende gespeist haben, legen Sie beide Besteckteile auf „4 Uhr 20“ im Teller ab.
  • Der Gastgeber nimmt den ersten Schluck. Erst dann trinken die übrigen Gäste.
  • Der Gastgeber beginnt mit dem Essen und er beendet es auch.

Gerne begleite ich Sie und Ihre Gäste bei Ihrer nächsten Veranstaltung mit geplantem Essen. So werden Sie genussvoll am lebenden Objekt amüsant auf den neusten Stand gebracht, wenn es um Knigge-Fragen rund um den Tisch geht.

Bis zum nächsten Mal,

Ihre Betül Hanisch