Rafi Eldor ist ein führender Professor für Wirtschaftswissenschaften in Israel. Als er gesundheitliche Probleme bekam, ließ er sich medizinisch untersuchen – dann kam der Schock: Die ärztliche Diagnose  lautete: Parkinson.  Diese Krankheit führt zu Muskelstarre und Muskelzittern, zu einer zunehmend  instabilen Haltung und dabei auch zu psychischen Veränderungen. Für diese Erkrankung des zentralen Nervensystems gibt es bislang keine Heilungsmethoden. Es gibt lediglich Therapien, die das Fortschreiten der Krankheit verzögern. Rafi Eldor hat nach der erschreckenden Diagnose dieser Krankheit schließlich den Kampf angesagt – er hat für sich das Tanzen entdeckt und will Parkinson dadurch besiegen. Seitdem tanzt er täglich, privat und auch auf Wettkämpfen. Und er macht damit nicht nur sich, sondern auch anderen Betroffenen Mut.

Rafi, vor über acht Jahren hast du von deinen Ärzten die Diagnose bekommen, dass du an Parkinson erkrankt bist. Was haben sie dir gesagt?
Rafi Eldor: 2008 sagten mir die Ärzte, dass ich Parkinson hätte. Sie sagten, ich könnte noch fünf Jahre ein normales Leben führen und dann würde ich Hilfe brauchen. Sie gaben mir auch Medikamente und sagten mir, ich solle dreimal pro Woche Laufen. Die Bewegung würde zu zehn Prozent dazu beitragen, dass  meine Lebensqualität erhalten bleiben würde, die Medikamente zu 90 Prozent. Stattdessen arbeite ich bis heute Vollzeit, dank der therapeutischen Kraft des Tanzens und der Musik. 

Wie hast du auf die Nachricht reagiert? Wie bist du mit dem Schock umgegangen?
Rafi Eldor: Ich fühlte mich, als würde der Himmel auf mich herunterfallen. Die erste Phase war die völlige Verneinung. Ich verschloss mich wie eine Auster.

Wie haben deine Familie und deine Kollegen reagiert?
Rafi Eldor: Meine Familie und Kollegen sahen, dass etwas mit mir nicht stimmte. Sie drängten mich dazu, mich von Ärzten untersuchen zu lassen. Am Anfang fanden die Ärzte nichts. Erst nachdem ich zu einem Neurologen kam, erkannte der, dass ich an der Parkinson-Krankheit leide.

Du hast angefangen zu tanzen. Hattest du je zuvor schon getanzt?
Rafi Eldor: Ich habe sehr gerne zugeschaut, wenn Leute tanzen und habe gerne Musik gehört, aber ich hatte davor nie selbst getanzt.

Was passiert mit dir, wenn du tanzt?
Rafi Eldor: Wenn ich tanze werde ich glücklich und ich spüre, wie ich die Krankheit besiege. Ich lerne neue Schritte, neue Choreografien und neue Techniken, die mein Gehirn sowohl an mein Gedächtnis wie auch an meinen Körper weitergibt. Auf beides hat es also eine Wirkung.

Wenn du jetzt zu deinen Ärzten gehst, wie lautet ihre Diagnose heute?
Rafi Eldor: Die Ärzte sind überrascht über meine körperlichen und kognitiven Fähigkeiten, die sich in den vergangenen Jahren verbessert haben.

Wie ist normalerweise der übliche Verlauf dieser Krankheit? Was hatten sie dir gesagt, was mit dir passieren würde?
Rafi Eldor: Es gibt verschiedene Entwicklungsschritte bei dieser Krankheit. Im ersten und zweiten Schritt der Erkrankung brauchst du zwar Hilfe, kannst dich aber noch selbst versorgen. In der dritten Phase benötigt man tägliche Hilfe.

Glaubst du, Tanzen könnte auch für andere Menschen eine Methode sein, um eine Krankheit zu verzögern oder gar zu heilen?
Rafi Eldor: Ich bin sicher, dass Tanzen und Musik bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen ebenso wie bei anderen Krankheiten helfen kann. Ich habe Tanz-Selbsthilfegruppen initiiert und ein Drittel der Teilnehmer haben ganz andere Krankheiten, nicht Parkinson. Den meisten hilft das Tanzen.

Wie oft tanzt du und was ist dein Lieblings-Tanz?
Rafi Eldor: Ich tanze fast täglich eine Auswahl an Tänzen. Jeder Tanz verlangt dem Körper eine andere Aktivität ab. Zum Beispiel benötigen die üblichen europäischen Tänze wie  Walzer eine hohe Stabilität, während die lateinamerikanischen Tänze spezielle Körperpartien fordern, die besonders  beweglich sein müssen. Bei diesen Techniken muss der Körper entsprechend trainiert werden. Ich übernehme die Tanzbewegungen auch in meine täglichen Abläufe und gehe die Schritte außerdem in meinem Kopf durch, dadurch trainiere ich auch mein Gehirn.

Interview: Barbara Breitsprecher