Vom Turniertanz zum Brasilianischen Disco Fox
Damit uns ein Tanz Spaß macht, sollte er sich angenehm tanzen lassen und es sollte dazu Musik geben, bei der wir uns sofort das am nächsten stehende Tanzsportgerät schnappen und loslegen wollen.
Bei keinem Tanz scheinen diese beiden Bedingungen jedoch weiter auseinander zu klaffen, als bei der Samba. Während uns die Charts der Welt (auch die deutschen) im vergangen Jahr eine Überdosis Samba verabreicht haben und die Lateinamerikanische Popmusik fast ausnahmslos aus einem Reggaeton-Tropical-House-Cocktail zu bestehen scheint, kommt manch ein begeistertes Tanzherz beim Thema Samba erkennbar Rhythmusstörungen.
Was ist da los?
Bei keinem Tanz treffen Fluch und Segen der englischen Standardisierung der weltweiten Tanzkultur Mitte des vergangenen Jahrhunderts so hart aufeinander, wie bei der Samba.
Ein Blick ins Tanzbuch offenbart uns statt eines Volkstanzes tatsächlich ein Schaubild mit der Sinuskurve der obligatorischen samba-typischen Bounce-Bewegung. Auf der einen Seite die 32-taktigen Grundfragment-Moleküle: bestehend aus den beiden Samba-DNA-Basen “Bota Fogo” und “Volta”, die einst aus der “Quando-Quando-Tanzmusik-Kultur” der 1970er-Jahre hervorgegangen sind.
Auf der anderen Seite die vereinfachte Form der Disco Samba, die vielen jedoch ob ihrer Schlichtheit einfach zu banal ist.
Dies hat dazu geführt, dass auch Tanzlehrende dem schönsten brasilianischen Exportprodukt ab und an zwiespältig gegenüberstehen.
Was können wir tun?
Wie bei einem guten Cocktail auch – gilt hier die Regel: Erst die Mischung aller Zutaten sorgt für das perfekte Erlebnis.
Wer sich beispielsweise vom Groove des zweitgrößten Samba-Hits des Jahres 2017 (“Shape Of You” von Ed Sheeran) mitreißen lässt, den Tanz als brasilianischen Discofox oder West-Copacabana-Swing interpretiert und die verschiedene Basics entsprechend kombiniert, kommt schnell auf seine Kosten.
Der Weg dorthin – den Bounce brauchen wir schließlich trotzdem – mag vielleicht nicht ganz einfach sein; das Tanzvergnügen, das uns dort erwartet, ist es aber wert!
Kehren wir zurück zum Ursprung der Samba: Afrika!
Auf diesen Weg begab sich 1982 auch die amerikanische Band Toto mit ihrem gleichnamigen Riesenhit “Africa”- der am häufigsten gestreamte 1980er-Song auf Spotify. Wenige Titel machen mehr Lust auf etwas, das sich anfühlt wie Samba. Sicherlich haben die Jungs im Studio nicht im Traum daran gedacht, dass sie gerade einen Paartanzhit für die Ewigkeit aufgenommen haben.
Viel Spaß beim Tanzen und Feiern,
Euer Johnny