Welches Mädchen hatte sich im Jahre 1987 nicht gewünscht als “Baby” von Patrick Swayze hoch in die Luft gehoben zu werden? Tanzen war plötzlich wieder total angesagt – viele wollten einem eigenen Dirty Dancing-Feeling etwas näher kommen und deshalb Mambo lernen. Oder Salsa? Ist das nicht eigentlich dasselbe? Was genau tanzen wir eigentlich?

Die Ursprünge finden sich in der Karibik des 19. Jahrhunderts. Hier vermischten sich europäische Gruppentänze mit südamerikanischen Elementen und brachten den »Danzon«, den ersten Paartanz-Vorläufer des Mambo, hervor. Zusammen mit dem Musikstil »Son«, dem Pendant zum nordamerikanischen Blues, entwickelte sich daraus um 1930 der Mambo.

Schnell verbreitete sich dieser auch in Europa, war jedoch mit seiner Betonung auf dem zweiten und vierten Taktschlag rhythmisch eher komplex und wurde ab ca. 1950 von der eingängieren Rumba und dem Cha Cha Cha verdrängt, obwohl mehrere Hits des “King of Mambo”, Perez Prado (u.a. “Mambo #5”) damals auch in Deutschland auf den vorderen Hitparadenplätzen landeten.

In den USA hielt die Begeisterung hingegen an, insbesondere im New-Yorker Tanzpalast »Palladium«, der Ende der 1940er Jahre der erste Club der Stadt war, in dem schwarze Musiker für Anglo-Amerikanisches Publikum spielten.

Beginnend mit den 1960 Jahren entstand aus den traditionellen lateinamerikanischen Rhythmen und den nordamerikanischen Musikstilen Swing und Jazz ein neuer Mix, der unter dem Namen Salsa bekannt wurde.

Der Begriff war bereits in den 1950er und -60er-Jahren von verschiedenen Musikern verwendet worden, z.B. in dem Song “Salsa y Dulzura” von Ray Barretto (1962), welcher auch schon die charakteristischen Bläser-Arrangements aufweist.

Das New Yorker Latin-Music Plattenlabel “Fania Records” verwendete den Begriff “Salsa” in den 1970er-Jahren intensiv, um die neue Musikrichtung zu promoten. Zu dieser Zeit trugen in den USA auch schon verschiedene Clubs und Tanzschulen den Begriff “Salsa” im Namen. Und auch beim berühmten Karneval in der venezolanischen Hauptstadt Caracas wurde die Musik seit Ende der 1960er-Jahre verschiedentlich als Salsa bezeichnet.

Ungewollt wuchs durch den Dirty Dancing Hype 1987 auch in Europa das Interesse und ließ die kleine aber lebendige „Salsa- Szene“ wachsen. Weiteren Auftrieb erhielt die Salsa-
Kultur 1993, als Gloria Estefan ihr Album “Mi Tierra” veröffentlichte, das ausschließlich aus Songs im traditionellen kubanischen Stil besteht, sowie durch den in Havanna spielenden Dokumentarfilm “Buena Vista Social Club” von Wim Wenders (1999).
Inzwischen können wir quasi jeden Tag in einem Club, einer Bar oder sogar unter freiem Himmel mit Gleichgesinnten tanzen. Allerdings ohne die berühmte Hebefigur aus Dirty Dancing, denn der im Film gezeigte Stil enthält zahlreich fiktive Elemente. Es wäre etwas anstrengend, wenn jeder Salsero ständig seine Partnerin stemmen müsste – dafür gibt es schließlich den Rock ‘n’ Roll.

Kristina Sczesny