…dann denke ich an…

…meine Ausbildung zur ADTV-Tanzlehrerin, in der der Walzer – je nach Blickwinkel – als »Tanz für Faule« oder als »Übungstanz« beschrieben wurde: Für Faule, weil die sechs Schritte für die Rechtsdrehung zunächst mal in der Theorie schnell klar sind (also keine komplizierten Figurencharakteristika zum Aneignen beispielsweise); zum Üben aber trotzdem, weil es nun mal etwas an Routine braucht, bis man gemeinsam mit dem Partner durch den Saal schwebt und sich durch die doppelte Drehung – um die eigene Achse und durch den Saal – in Ekstase tanzen kann. Dieses ekstatische und wilde, was der Walzer an sich hat, war es auch, was ihn und seine Vorgänger, wie der »Ländler«, in besseren Kreisen schnell verpönt machte: Körperkontakt, schnelle Drehungen und überhaupt keine geordneten Choreografien, wie es beim »Menuett«, dem höfischen Modetanz des 17. Jahrhunderts üblich war! Rang und Stand waren beim Walzer egal. In der Zeit rund um die französische Revolution verkörperte der Tanz den Ruf nach Gleichheit, nach »égalité«.

…dann denke ich an…

…den Internationalen Tanz des Jahres 2019, der den Walzer feiert und das völlig zu Recht – nicht nur den Wiener Walzer, sondern auch den Langsamen Walzer, der mit rund 30 Takten pro Minute halb so schnell ist. Beide Walzerarten sind auf Hochzeiten nach wie vor sehr beliebt. Der Wiener Walzer gehört zu Volksfesten und Bällen, er wird auf der Straße getanzt oder in der Oper. Und mitschunkeln zu Walzerklängen – das können schon die Kleinsten. Walzer – nach wie vor ein Gesellschaftstanz im besten Sinne!

…dann denke ich an…

den Wiener Opernball und »Alles Walzer«: Die Herren im Frack, die Damen im bodenlangen Abendkleid, viel Prominenz und insgesamt 7.000 Menschen. Das gesellschaftliche Highlight in Österreich ist ein Exportschlager: Der Opernball wird als Zeichen der Freundschaft mit Österreich auch in New York oder Kuala Lumpur gefeiert. Aber nicht nur dieser eine Ball findet in Wien statt. Über 400 Bälle sind es – vom Akademiker-Ball bis zum Zuckerbäcker-Ball. Insgesamt wirbt die Wiener Ballsaison mit 2.000 Stunden Tanzvergnügen. Und Deutschland muss sich beispielsweise mit dem Dresdner SemperOpernball nicht verstecken.

…dann denke ich an…

die Musik. Sie hat den Tanz schließlich gesellschaftsfähig gemacht. Der gesellschaftliche Durchbruch gelang ihm beim Wiener Kongress 1814/15, unterstützt durch die beschwingte Musik im Dreivierteltakt von Josef Lanner sowie Vater und Sohn Johann Strauß. André Rieu hat die Walzermelodien wieder massentauglich gemacht. Der niederländische Violinist reist seit Mitte der 1990er Jahre mit seinem »Johann Strauß Orchester« um die Welt. Seine Mission ist es, klassische Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen und die Lebensfreude, die gerade in den Walzermelodien zu hören ist, zu transportieren. Deshalb wird bei seinen Konzerten auch geklatscht, geschunkelt und getanzt.

Besondere Bälle zu Walzer-Klängen:

  • Wiener Regenbogenball – 25.01.2020
    Der Regenbogenball ist der klassische Walzer-Ball der LGBT-Szene und findet im Parkhotel Schönbrunn statt.
    Eintritt: ab 56 Euro ohne Sitzplatz
  • SemperOpernball in Dresden – 07.02.2020
    2.500 Gäste in, 15.000 vor der Semperoper und ein bunter Mix an Künstlern. Ende August 2019 fand übrigens zum ersten Mal in Dresdens Partnerstadt St. Petersburg der Dresdner Opernball statt!
    Eintritt: Sitzplatzkarten ab 550 Euro
  • Ball über den Wolken in Hamburg – 08.02.2020
    Nächstes Jahr findet die 70. Ausgabe dieses Balls im Hotel Atlantic Kempinski statt. 1950 wurde er von verschiedenen Airlines, der Hamburger Flughafenverwaltung und dem Hotel ins Leben gerufen zu einer Zeit, in der Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht seine Lufthoheit zurück erhalten hat.
    Eintritt: Sitzplatzkarten ab 325 Euro
  • Wiener Opernball – 20.02.2020
    Der wohl berühmteste Ball weltweit, der mittlerweile auch in vielen anderen Ländern stattfindet. Der nächste Termin ist übrigens schon ausverkauft!
    Eintritt: ab 315 Euro ohne Sitzplatz
  • VDP Ball des Weines in Wiesbaden – 16.05.2020
    Ausgerichtet vom VDP, dem Verband der Edelweingüter. Hier stehen neben dem Tanzen auch die exzellenten Weine im Mittelpunkt
    Eintritt: Sitzplatzkarten ab 225 Euro
  • Kocherlball am Chinesischen Turm in München – 19.07.2020
    Ursprünglich ein Treffen der Hausangestellten, während ihre Herrschaften noch schliefen, ist es mittlerweile die Kulttanzveranstaltung in München. Uhrzeit: 6 – 10 Uhr morgens.
    Eintritt: Frei
  • Brautkleiderball in Berlin – 14.09.2019
    Warum das Hochzeitskleid nur einen Tag lang tragen? Beim Brautkleiderball im Kempinsky Hotel Bristol darf es noch einmal aufs große Parkett
    Eintritt: Sitzplatzkarten ab 139 Euro

Von Sarah Engels