Line In – Der Musikkanal

Ja, ich will… coole Musik auf meiner Hochzeit haben!
Wenn eine Hochzeit geplant wird, fällt eines der wichtigsten Themen, nämlich die Musik, oft hinten runter. Das arme Brautpaar verzweifelt schließlich bereits an der Sitzordnung des inzwischen obligatorischen »Pre-Wedding-Get-Togethers« in der hippen Weinbar um die Ecke.
Mit diplomatischen Winkelzügen muss versucht werden, Tante Clothilde einen so späten Zug anzudrehen, damit sie bloß nicht mehr auf Onkel Sigmund trifft, der sich nämlich spätestens bis 22.00 durch vier Wein-Anbaugebiete gegurgelt hat und dann richtig auf Krawall mit seiner Ex (Tante Clothilde) gebürstet ist. Würde diese erscheinen, bräuchten die künftigen Eheleute schon hier passende Backgroundmusik… am besten von Rammstein oder Manowar.
So kommt es, dass es für den angeblich schönsten Tag im Leben am Ende oftmals keinen fertigen Soundtrack gibt sondern lediglich eine Aneinanderreihung der immer gleichen Wedding-Schnulzen in rauschender Youtube-Ripp-Qualität. Onkel Sigmund war leider der festen Überzeugung, dass man die Musik ja nicht zu kaufen braucht.
So wird’s gemacht
Genau wie die Tischdeko (die Tante Clothilde unbedingt gestalten will, weswegen sie seit Monaten kaspische Hyazinthen in ihrem Growschrank aufpeppelt), kann es sinnvoll sein, das Musik-Thema einfach outzusourcen. Hier bietet es sich beispielsweise an, in einer Tanzschule zu fragen, ob es im Team DJ(ane)s mit Hochzeitserfahrung gibt – was meist der Fall ist.
Denn zum einen wird auf Hochzeiten gerne paarweise getanzt und nicht jeder Party-DJ ist bei Walzer, Samba & Co auf dem aktuellsten Stand der Forschung. Zum anderen lässt sich so ganz nebenbei auch das Thema »Brauttanz« erfolgreich abwickeln. Es sei denn, das Hochzeitspaar ist der Überzeugung, es sei eine ganz neue und kreative Idee, das Finale von Dirty Dancing ohne Flaschenzug nachzutanzen.
Was braucht der DJ?
Bestenfalls eine Liste mit Titeln, die für das Paar von Bedeutung sind, einige Infos zur Gästestruktur und deren musikalischen Vorlieben. Es kann ja gut sein, dass Tante Clothilde in den frühen 1970ern zufällig dauernd mit Bob Marley rumgehangen hat.
Neben der Musik für die Party lässt sich auch klären, welche Hintergrundmusik wann wo gebraucht wird, welche Songs einen Platz in der Zeremonie haben und welche Fettnäpfchen sich vermeiden lassen. Beispielsweise ist »Every Breath You Take« von The Police kein Lovesong sondern handelt von obsessivem Stalking, ist damit also eher geeignet für die Untermalung der Nach-Scheidungszeit. Im Schmuse-Klassiker »When A Man Loves A Woman« beklagt Percy Sledge die durch Liebe verursachte Blindheit von Männern. Das ist andersrum natürlich genauso möglich; macht den Titel trotzdem nicht geeigneter für emotionsschwangere Liebesschwüre.
Weitere Vorteile?
Eventuell erledigten sich mit der Wahl eines Tanzschul-DJs auch sofort die Themen Tontechnik, Farblicht, Partymusik etc. Ein Mikrofon ist sicher auch dabei, denn Onkel Sigmund hat angekündigt, eine seiner berüchtigten Reden halten zu wollen. Da kann der DJ im Notfall auch mal leiser machen und Musik einspielen, falls Onkel Sigmund ein Wein-Anbaugebiet zuviel getestet hat.
Viel Spaß beim Tanzen und Feiern 🙂