Line In – Der Musikkanal

von Johnny Schmidt-Brinkmann

Seit Anfang des Jahres 2016 schweift der musikalische Blick zwangsläufig auch in die Vergangenheit, denn viele große Namen haben seit Neujahr den Konzertsaal „Erde“ verlassen.

Dies ist ein guter Grund, wieder einmal ein paar lieb gewonnene Scheiben aus dem Plattenschrank zu angeln, sich ihrem Knistern hinzugeben und nebenbei auch das Tänzer-Ohr zuhören zu lassen. Denn gerade die „Eagles“, deren Mitbegründer Glenn Frey wir seit dem 18. Januar nie wieder live werden bewundern können, haben uns einige wirklich sensationell betanzbare Songs hinterlassen. Zum Beispiel „Take It To The Limit“, ein fantastischer Langsamer Walzer, oder „One Of These Nights“, ein toller Cha Cha Cha zum Üben. Beide finden wir auf dem gleichnamigen Album aus dem Jahr 1975, das der Band ihren ersten Grammy einbrachte.

Kultstatus erreichten die Eagles ein Jahr später mit „Hotel California“, einem der wenigen Oldies, den heute tatsächlich noch viele Jugendliche kennen und der sowohl von allen Lagerfeuern dieser Welt als auch – Nomen est Omen – aus der gesamten West-Coast-Swing-Szene nicht wegzudenken ist.

Auf dem Album finden sich außerdem noch eine unvergessliche Rumba („New Kid In Town“), ein weiterer Langsamer Walzer („Pretty Maids All In A Row“) und der Discofox „Life In The Fast Lane“. „Hotel California“ sollte Teil einer jeden Plattensammlung sein. Man muss sie nicht mögen, aber man muss sie haben, denn es kommt immer eine Nacht, in der sich jemand wünscht, dass Du sie auflegst.

Freunden des Eagles-Sounds sei zudem deren letzter Studio-Longplayer „The Long Road Out Of Eden“ (2007) ans Herz gelegt. Unter den unzähligen Comeback-Alben der letzten Jahre ist es mit Sicherheit eines der gelungensten – vermutlich auch, weil die Eagles seit Mitte der 1990er Jahre wieder regelmäßig auf Tour gewesen sind. Auf dem Album findet sich u.a. der Cha Cha Cha „Last Good Time In Town“, der rhythmisch derart perfekt produziert ist, als wäre er vom Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband (ADTV) in Auftrag gegeben worden.

Glenn Frey hat uns aber auch als Solomusiker mit ein paar exzellenten Tanznummern beglückt, allen voran mit dem Jive „The Heat Is On“ (1985) aus dem Kinofilm „Beverly Hills Cop“ sowie dem  „Smuggler’s Blues“ und „You Belong To The City“, die beide untrennbar mit den schicken Modebullen aus „Miami Vice“ verbunden sind.

Seinem im Vergleich zu den Eagles deutlich polierteren Sound ist Glenn Frey fast bis zuletzt treu geblieben. Lediglich sein fünftes und letztes Album tanzt aus der Reihe. Auf „After Hours“ (2012) widmet sich Frey ausgesprochen gelassen verschiedenen amerikanischen Pop- und Jazz-Standards, wie es vor ihm bereits Rod Stewart, Robbie Williams oder Lady Gaga getan haben.

Wie es der Titel schon suggeriert, ist „After Hours“ tatsächlich der perfekte Soundtrack für den letzten Drink.

Also erheben wir unseren Tequila Sunrise auf Mr. Glenn Frey!

Thank you!