Es kommt nicht oft vor, dass eine 82-jährige Ur-Oma in den Fernsehshows, Clubs und Tanzwettbewerben der Welt auftritt. Paddy Jones und ihr Tanzpartner Nico Espinosa wurden mit ihrer akrobatischen Salsa-Show zu Stars – und das, obwohl Paddy Jones erst als Rentnerin anfing, den Tanz zu lernen. »Gebt nicht auf, ihr habt viel zu bieten«, sagt sie den älteren Menschen. Jüngere fordert sie heraus: »Wenn ich das mit 82 kann, könnt ihr das auf jeden Fall.«

Vor mehr als zehn Jahren zog die Engländerin Paddy Jones in ein kleines Dorf nahe Valencia, um dort mit ihrem Mann den Ruhestand zu genießen. Doch ihr Mann erkrankte bereits kurz vor dem Umzug an Leukämie. Nach mehreren Therapien kam er noch für 18 Monate nach Spanien, doch er schaffte es kein zweites Mal, den Krebs zu besiegen. »Das war sehr schwer für mich, doch zurück nach England wollte ich nicht. Das Haus in Spanien war unser Traum.« Um sich die Zeit zu vertreiben, fing Paddy Jones an, Kurse in der Tanzakademie von Nico Espinosa zu belegen. »Eigentlich wollte ich Flamenco lernen, doch dann gefielen mir die Latino-Kurse auch sehr gut.« Schnell entdeckte der Tanzlehrer ihr Talent.

Paddy Jones belegte schon als junges Mädchen Tanz-, Theater- und Gesangskurse. »Dafür bekam ich sogar eine Extra-Genehmigung für Fehlstunden im Schulunterricht von der Direktorin«, erzählt sie. Mit zwölf Jahren gewann sie überregionale Pantomime-Wettbewerbe, mit 15 wurde sie in einer Tanzgruppe engagiert, die eine Eiskunstlaufshow begleitete. »Doch als ich mich mit 21 verlobte, merkte ich, dass ich so keine Zeit für meinen Mann und eine Familie haben würde und hörte das Tanzen auf«, sagt Paddy Jones. Sie wurde Zahnarztassistentin und eröffnete später mit ihrem Mann einen Stoffladen. Tanzen konnte sie nur noch auf Feiern. »Dann lieh ich mir immer die Ehemänner der anderen Frauen aus. Mein eigener war furchtbar im Standardtanz«, erinnert sie sich und lacht.
Mittlerweile hat Paddy Jones vier Kinder, sechs Enkel und sogar zwei Urenkel. »Mein sechsjähriger Urenkel George sagt manchmal: ‚Ich möchte auch mal so tanzen können wie Ur-Oma Paddy‘«, erzählt sie. Fit bleibt die 82-Jährige auch durch ihren großen Garten mit den vielen Treppen, in dem sie alles alleine pflegt. Obwohl sie gerne Schokolade isst, wie sie sagt, wiegt sie nur 47 Kilogramm. »Das kommt durch den vielen Sport. Ich kann es mir auch nicht leisten, zuzulegen, dann könnte Nico mich ja nicht mehr heben«, lacht sie. Doch übermäßig hart müssen die beiden nicht trainieren. »Wir haben unsere Routine, er führt mich und ich muss gar nicht darüber nachdenken, was als Nächstes kommt«, sagt sie: »Tanzen habe ich mein ganzes Leben geliebt, auch hier zuhause tanze ich immer vor mich hin.« Das Schönste für sie dabei ist, dass sie andere Menschen glücklich machen kann, wie sie sagt. »Wenn dann ein arbeitsloser Familienvater in meinem Dorf mit seinen Töchtern um ein Foto bittet und ich sehe, wie sie danach stolz und lächelnd weitergehen, freut mich das sehr«, strahlt sie.

Auch das Fernseh-Publikum begeistert das Tanzpaar. Bei Talentshows in Spanien und England sowie beim deutschen Supertalent standen sie schon im Finale. Jetzt steht die französische Version des Supertalentes an. Im Casting wurden sie direkt bis ins Halbfinale durchgewunken. »Das Publikum hat so laut geschrien, dass wir die Musik gar nicht mehr hören konnten«, sagt Paddy Jones: »am Ende knieten zwei Juroren auf der Bühne vor mir.« Eigentlich sei sie nach Spanien gekommen, um ihren Ruhestand dort zu verbringen – jetzt reise sie um die Welt. Immer begleitet wird sie von ihrem Tanzpartner Nico Espinosa, der halb so alt, aber doppelt so groß ist wie sie. Auch in Russland, Argentinien, Brasilien und auf Kuba seien die beiden schon aufgetreten. »Tanzen würde ich jedem empfehlen«, sagt sie. »Es muss ja nicht gleich akrobatische Salsa sein, aber Tanzen macht einfach glücklich.«