Wie rieche ich? Diese Frage beschäftigt nicht nur den Bundestrainer. Die wichtigsten Fakten zum Thema Geruchs-Check: Es gibt gute Gründe, auf Körperhygiene zu achten – allein seinen Mitmenschen zuliebe. Übertreiben sollte man es mit dem Waschen, Deodorieren und Parfümieren aber nicht. Zum einen schadet zu intensives Reinigen der Haut. Zum anderen liefert der Körpergeruch mitunter wichtige Informationen.

»Dass der Mensch seine Duftdrüsen und den Geruchssinn im Zuge der Evolution nicht verloren hat, ist kein Zufall«, sagt Hanns Hatt, Geruchsforscher an der Universität Bochum. Zwar schneidet der menschliche Geruchssinn im Vergleich mit vielen Tieren schlecht ab, absolut betrachtet ist er aber gar nicht so übel.

»Der Mensch kann eine Vielzahl von Gerüchen unterscheiden«, erklärt Hatt. In einer Studie von 2014 berichteten Forscher von mehr als einer Billion. Die Arbeit ist allerdings umstritten.

Angst ist ansteckend

Es gibt Hinweise, dass der Körpergeruch unbewusst unser Verhalten lenkt. Demnach liefert er etwa Informationen über das Immunsystem eines potenziellen Sexualpartners. Je besser die genetische Ausstattung des Immunsystems die eigene ergänzt, desto angenehmer empfindet man den Geruch. Das Auswahlverfahren dient dazu, potenziellem Nachwuchs die optimalen genetischen Grundlagen zur Krankheitsabwehr mitzugeben, glauben Forscher.

Auch Angst kann man offenbar riechen. Welche Stoffe genau die Informationen vermitteln, ist unklar. Atmet man aber den Körpergeruch eines Menschen ein, der Angst hat, etwa weil er kurz vor einem Fallschirmsprung steht, reagiert das Gehirn mit erhöhter Aufmerksamkeit.

Anspannung und Konzentrationsfähigkeit nehmen zu. Man könnte sagen, Angst ist ansteckend. Säuglinge nutzen Gerüche zudem, um sich in der für sie noch fremden Welt zu orientieren. Die Brust der Mutter finden sie mithilfe des Geruchs, der von Drüsen an den Brustwarzen ausgeht. Es ergibt also Sinn, sein Umfeld zu erschnüffeln. Warum aber riechen Menschen, wie Jogi Löw zuletzt öffentlich demonstriert hat, gelegentlich auch an sich selbst?

Der Schweiß als Gesundheitsmesser

»Der eigene Geruch vermittelt immer auch ein Gefühl von Behaglichkeit und Vertrautheit«, sagt Hatt. Denkbar wäre demnach, Geruchskontrollen als Übersprunghandlung zu verstehen. Unter Stress neigen viele Menschen – und auch Tiere – zu Handlungen, die ihnen in der jeweiligen Situation eigentlich nicht weiterhelfen. Manche kratzen sich am Kopf, wenn sie ratlos sind, andere streichen ihre Kleidung glatt oder putzen ihre Brille.

Den eigenen Geruch gelegentlich zu kontrollieren, könnte zudem aus gesundheitlichen Gründen sinnvoll sein – so wie man seinen Körper sonst untersucht und begutachtet, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.
Abweichungen fallen beim Geruch schnell auf, denn jeder Mensch trägt eine individuelle Duftmarke, »einen olfaktorischen Fingerabdruck«, sagt Hatt. Und es gibt Krankheiten, die diesen verändern – entweder am ganzen Körper oder an einzelnen Körperstellen.

Bakterien als Parfümeure

So machen sich etwa bakterielle Infektionen der Haut an Körperregionen bemerkbar, an denen sogenannte Duftdrüsen sitzen – etwa im Intimbereich. Duftdrüsen gehören zu den Schweißdrüsen und sind maßgeblich für den Körpergeruch verantwortlich. Sie sitzen auch in den Achselhöhlen und an den Brustwarzen und werden erst in der Pubertät aktiv.

Riechen kann man den Schweiß aber erst, wenn Bakterien die Geruchstoffe aus den Drüsen zersetzen. »Im Ursprungszustand sind die Moleküle zu lang, um in die Luft zu gelangen«, erklärt Hatt. Je nachdem, welche Bakterien in einer Körperregion leben, entsteht ein etwas anderer Körperduft. Und verändert sich die Bakteriengemeinschaft, riecht man das mitunter.

Notfallentsorgung über die Haut

Aber auch auf schwere Krankheiten kann der Körpergeruch hinweisen. »Bei einigen Ärzten war es lange üblich, zunächst am Patienten zu riechen«, sagt Hatt. Diabetes kann man etwa am Geruch nach faulen Äpfeln erkennen. Und auch Nierenschäden verändern die Zusammensetzung der Stoffe im Schweiß. Allerdings sind die Duftdrüsen daran nicht beteiligt. Stattdessen verändert sich der Körpergeruch, weil ungewöhnliche Geruchsnoten aus den sogenannten ekkrinen Schweißdrüsen hinzukommen. Diese sind über die gesamte Körperoberfläche verteilt. Sie kühlen die Haut, indem sie Wasser abgeben. Außerdem gelangen durch sie Salz und schützende Fettsäuren an die Oberfläche. Im Notfall, etwa wenn Niere oder Leber versagen, dienen die Drüsen aber auch als Schleuse für Stoffe, die der Körper sonst in Leber und Nieren verarbeitet und über den Urin ausscheidet – und das riecht man.