Jeden Tag ausschlafen, immer gut gelaunt und nur drei Stunden abends arbeiten, wenn man das überhaupt „Arbeit“ nennen kann. Ein bisschen rechter Fuß, ein bisschen linker Fuß und in der Pause mit den Kunden einen Sekt trinken. Dass sich vermutlich die Mehrheit den Berufsalltag eines Tanzlehrers so vorstellt, zeigt sich an der Frage: “Was machst Du eigentlich hauptberuflich?” Deswegen wirft TANZEN Das Magazin einen Blick auf die Ausbildung und den Berufsalltag eines Standard/Latein-Tanzlehrers.

 

Wie wird man Tanzlehrer?

Die Ausbildung zum Tanzlehrer wird bei einem der Tanzlehrer-Verbände des jeweiligen Landes absolviert. In Deutschland sind dies der ADTV (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrer Verband) oder der BDT (Berufsverband deutscher Tanzlehrer). In Österreich kann die Ausbildung beim VTÖ (Verband der Tanzlehrer Österreichs), in der Schweiz bei der Tanzlehrervereinigung SwissDance durchlaufen werden.

In allen Verbänden erstreckt sich die Ausbildung über drei Jahre und wird durch Fortbildungen in Szene- und Solotänzen ergänzt. Damit die Auszubildenden alle Facetten des Tanzlehrerberufes kennenlernen, ist die Ausbildung aufgeteilt in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Letzterer findet in der „eigenen“ Tanzschule statt und vermittelt die Fertigkeiten für den alltäglichen Betrieb: Methodik, Didaktik, Musikauswahl, Kundenbetreuung, Eventplanung etc.

Für den praktischen Teil kommen meist mehrere Auszubildende aus unterschiedlichen Tanzschulen zusammen, um bei einem, vom Verband geprüften, Ausbilder alle Details, die Drehgrade, Fußarbeiten, Paarpositionen und Linienführung bei jedem einzelnen Schritt zu erlernen.

All dies soll bis zur Abschlussprüfung für jede Figur, in jedem Tanz, sowohl für die Herren- als auch für die Damenschritte korrekt vorgetanzt werden können. Auch wenn es zunächst grotesk erscheinen mag – in der Prüfung wird alleine getanzt, denn nur dadurch ist eine faire Bewertung möglich. Die Prüflinge nehmen ihren unsichtbaren Tanzpartner in die Tanzhaltung und schweben über das Parkett. Wer anschließend in den mündlichen Prüfungen seine erlernten Fachkenntnisse souverän präsentieren kann, darf sich danach als frisch gebackener Tanzlehrer ins Berufsleben stürzen.

 

Wie sieht der Alltag eines Tanzlehrers aus?

Die Anforderungen an einen Tanzlehrer sind sehr vielseitig. In erster Linie werden Bewegungen und Schritte vermittelt. Auch wenn der Alltag einen mal wieder fest im Griff hat, so steht neben dem erlernen von Schrittfolgen und Techniken aber auch das Vergnügen im Vordergrund.

Zusätzlich zu der Tätigkeit im Kursbetrieb sind die meisten Tanzlehrer in ihrem Betrieb u.a. auch als Kinder- und Hip Hop-Tanzlehrer, Barkeeper, DJs, Bürokräfte sowie in der Kurs- und Eventplanung tätig. Hier ist vieles von der Größe der Tanzschule abhängig. Je größer der Betrieb, desto eher können die Aufgaben auf mehrere Mitarbeiter verteilt werden, oft werden aber auch alle Tätigkeiten von einer Person bewältigt.

 

Der allabendliche Kursbetrieb wirkt sich stark auf das Privatleben und das soziale Umfeld des Tanzlehrers aus. Um 20 Uhr mit den alten Schulfreunden ins Kino gehen? Leider nicht, es sind Tanzkurse. Zur Geburtstagsfeier der Oma am Sonntagnachmittag? Leider nicht, es sind Tanzkurse. Aber wenigstens am Wochenende feiern gehen? Leider nicht, es sind Tanzveranstaltungen.

Das Privatleben eines Tanzlehrers spielt sich meist zeitversetzt ab. Vormittags, wenn der Tanzlehrer noch frei hat, arbeiten alle anderen und sobald diese Feierabend machen, läuft in den Tanzschulen bereits der Betrieb.

Und wenn der Tanzlehrer um ca. 23 Uhr die Tanzschule schließt und bereit ist, noch etwas zu unternehmen, sind seine Freunde meist schon im Bett oder liegen auf dem Sofa.

Freundschaften oder Beziehungen mit normal arbeitenden Menschen sind dadurch eine echte Herausforderung und es entwickeln sich oft betriebsinterne Freundschaften – die ticken im selben Tagesrhythmus.

Kristina Sczesny, Tanzlehrerin, 2:23 Uhr morgens