Spaß an der Bewegung, der Musik und natürlich auch am jeweiligen Tanzpartner stehen beim Tanzen bei den meisten Menschen im Vordergrund, wenn sie das Tanzbein schwingen. Wer eine Salsa, einen Tango, Discofox oder Walzer aufs Parkett legt, denkt bestimmt als letztes daran, ob die Synapsen im Gehirn dabei ebenfalls Cha Cha Cha tanzen.

Aber welche positiven Auswirkungen das Tanzen auf unsere körperliche und seelische Gesundheit hat, ist durchaus beachtlich.

Tanzen – Das Magazin stellt Ihnen deshalb regelmäßig aktuelle Erkenntnisse aus der Wissenschaft vor und sorgt dafür, dass Sie sich nach der nächsten Tanzrunde noch ein kleines bisschen besser fühlen.

Neurowissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum erforschen seit 2008, wie Tanzen sich auf unsere Gesundheit auswirkt. Sie haben herausgefunden: Wer eine Stunde in der Woche tanzen geht, profitiert in vielen Bereichen der körperlichen und seelischen Gesundheit und bleibt länger fit im Kopf! Im Fokus des Interesses standen dabei zuletzt Menschen ab ca. 60 Jahren, für die es besonders wichtig ist, die Fitness durch geeignete Methoden und in der richtigen Intensität zu trainieren.

In ihrer Studie untersuchten die Neurowissenschaftler den Einfluss eines speziell für Senioren entwickelten Tanzprogramms. Eine Gruppe von 25 Männern und Frauen mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren ging so über einen Zeitraum von sechs Monaten einmal pro Woche eine Stunde lang tanzen. Die Kontroll-Gruppe blieb im gleichen Zeitraum tanz-enthaltsam.

Vor und nach dem Kurs durchliefen die Teilnehmer der Studie diverse Tests und Untersuchungen, in denen verschiedene Messgrößen untersucht wurden. Betrachtet wurden nicht nur Bereiche, die typischerweise mit dem Tanzen in Verbindung gebracht werden, wie Stand und Balance, Körperhaltung und Reaktionszeit, sondern der Fokus lag auch auf der allgemeinen Motorik, Sensorik, Aufmerksamkeit, Denk- und Merkfähigkeit sowie der Lebenszufriedenheit.

Weit-reichende positive Effekte konnten nicht nur in den „tanznahen“ Bereichen festgestellt werden. Die Teilnehmer des Tanzkurses konnten sich in fast allen Kategorien verbessern: Während sich bei der Kontrollgruppe keine Veränderungen zeigten, stellten die Forscher bei den Tänzern nach dem Kurs signifikante Steigerungen in den Bereichen Aufmerksamkeit, Reaktionszeit, motorische und sensorische Leistungsfähigkeit, Stand, Balance und Lebensstil fest. Lediglich schlauer scheint Tanzen nicht zu machen: die Parameter „Intelligenz“ und „Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit“ veränderten sich nicht. „Ein bemerkenswerter Umstand, da zum Beispiel Verbesserungen des Denkvermögens und der Lernfähigkeit häufig mit einer verbesserten Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit verbunden sind“, so Prof. Dinse, Bochumer Neurowissenschaftler am Institut für Neuroinformatik. „Das zeigt, dass bereits geringe Trainingsintensitäten zu weitreichenden Verbesserungen führen können, auch wenn die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems unverändert bleibt.“ Insbesondere für ältere Menschen sind natürlich die Faktoren Stand und Balance sowie Reaktionsgeschwindigkeit wichtig, da so im Alter Stürze verhindert werden können und die Mobilität lange erhalten bleibt.

Verglichen mit vielen anderen sportlichen Aktivitäten wie Joggen, Radfahren oder Kraftsport hat Tanzen viele Vorteile: Es vereint körperliche Betätigung mit sozialer Interaktion, kognitiven Herausforderungen und musikalischer Stimulation. Das Gehirn als Ganzes wird trainiert. Das ist das Besondere am Tanzen und führt zu den vielfältigen positiven Effekten – nicht nur im Alter.

Der Spaß-Faktor ist bei all der Wissenschaft natürlich nicht zu vernachlässigen. Und Spaß hat es auch den Studienteilnehmern gemacht. Mit dem guten Gefühl etwas für sich und mit anderen getan zu haben, verbesserte sich die Lebenszufriedenheit nachweislich. Nahezu alle Teilnehmer würden den Kurs weiterempfehlen und haben auch nach Ablauf der Studie weitergemacht. Ein besseres Argument fürs Tanzen findet auch die Wissenschaft nicht.