Line In – Der Musikkanal

Tanzen ist die Umsetzung von Musik in Bewegung. Und damit wir hierbei immer jedes Mal aufs Neue viel Spaß haben, wirft Tanzen – Das Magazin an dieser Stelle regelmäßig ein Ohr auf die Musik-Szene.

von Johnny Schmidt-Brinkmann

Vor kurzem durfte ich auf einem großen Galaball erleben, wie eine Band aus ihrem letzten Cha Cha Cha ein Erlebnis für die Gäste machte. Anstatt zum gefühlt hunderttausendsten Mal »Sway« anzustimmen, schob der Gitarrist den Schalter für die Wahl des Sounds an seiner Stratocaster grinsend in die unterste Position und drehte klammheimlich die Lautstärke hoch. Es wird jetzt also rockig, begann ich mich zu freuen.
In diesem Moment kam in mir wieder eine Frage auf, die mich schon länger beschäftigte: Warum zur Hölle läuft in Tanzkursen und auf Tanzevents eigentlich so wenig Rockmusik?

Was ist da los?
An der Beliebtheit der Musik kann es nicht liegen. Nach den offiziellen Zahlen der Musikindustrie macht Rock beständig über 20 Prozent des jährlichen Gesamtumsatzes aus. Damit ist Rock nach Pop die zweitstärkste Kraft im musikalischen Genre-Parlament. Die Kategorie Schlager ist – entgegen vieler Erwartungen – übrigens lediglich mit sechs Prozent im Musik-Plenum vertreten.

An den »Endverbrauchern« kann es demnach also auch nicht liegen. Festivals wie »Rock am Ring« oder »Wacken« sind schließlich ausgebucht, noch bevor halbwegs klar ist, wer die Zuschauer abends anbrüllen wird. Und wenn Radiostationen (erwachsene) Hörer nach ihren beliebtesten Songs fragen, sind die ersten Plätze in der Regel von Led Zeppelin, Queen, Deep Purple oder Metallica besetzt.
Sind gute Tänzer schlechte Rocker?
Mit Sicherheit nicht – allerdings wird jemand, der sich sehr zu Tango, lateinamerikanischen Rhythmen oder Hip-Hop hingezogen fühlt und leidenschaftlich stundenlang neue Bewegungen trainiert, Rock, Punk und Metal maximal im Nebenfach studieren. Andererseits kenne ich begeisterte Tänzer, die freitags der irischen Folk-Punk-Band »Dropkick Murphys« mit headbangender Haarpracht huldigen und Samstagabend im Smoking zu Schostakowitsch über das Ball-Parkett schweben.

Wo klemmt’s dann?
»German Angst« dürfte schlicht und einfach der Grund sein. »Bloß keinem weh tun«, wird sich der eine oder andere Tanzlehrer oder Tanz-DJ regelmäßig denken. Das ist bei genauerer Betrachtung aus zwei Gründen etwas grotesk: Erstens, wer mit »Stairway to Heaven« oder »Smoke on the Water« groß geworden ist, ist inzwischen um die 60 und möchte garantiert nicht mit seichtem Tanzorchester-Easy-Listening sediert werden. Zweitens legt genau dieser DJ dann aber völlig schmerzbefreit »Atemlos« auf, was garantiert ziemlich vielen Gästen ziemlich weh tut!

Erste Hilfe:
Es gibt zum Glück eine Hand voll Rock- Metal- & Punk-Bretter, die immer wieder richtig Spaß machen und Deine Tanzparty aus dem Stand ordentlich anheizen:
»Smoke On The Water« –
Deep Purple (Cha Cha Cha)
»Livin’ on a Prayer« –
Bon Jovi (Discofox)
»Nothing else matters« –
Metallica (Wiener Walzer)
»Holiday« – Green Day (Jive)
»Rose Tattoo« – Dropkick Murphys (Quickstep)

Und zuletzt natürlich noch die Nummer, die die Band als letztes zur Freude der Gäste rausgehauen hat: »Highway to Hell« von AC/DC.

Viel Spaß beim Tanzen & Abrocken!
Euer Johnny