„Viva Cuba libre – Es lebe das freie Kuba.“ In der Silvesternacht 1958 siegt die Revolution in Kuba und führt zu einer Umwälzung der politischen Verhältnisse. Die Massen strömen in dieser Nacht auf die Straßen und tanzen der erhofften Freiheit entgegen. Eine Revolution, die sich auch mit musikalischen Rhythmen Bahn bricht und in den Straßen Havannas einen tänzerischen Ausdruck findet. Tatsächlich befindet sich Kuba nach dem Sieg der Guerillas im Rausch der Freiheit. Der Sturz des Diktators Batista und dessen Flucht ins Ausland ist nicht nur Mittelpunkt der Nachrichten, die Revolution wird beispielsweise von Rolando LaSerie besungen: „Endlich ist Fidel gekommen“. Und auch andere kubanische Musiker greifen das Thema in ihren Songs auf.

So enthusiastisch wie die Musiker der Volksbewegung gegen den einstigen Diktator Fulgencio Batista anhängen, malen sie sich auch die Begeisterung ihrer Landsleute aus, die tanzend den Sieg der Rebellen feiern. Doch der Rausch der Freiheit währt nur kurz. Die Fiesta wird schnell von den neuen Machthabern beendet und die Revolution, die auch in den Clubs Havannas Einzug hält, ist bald alles andere als leidenschaftlich. Stattdessen werden die Jukeboxen aus den Bars verbannt und die Musiker unterliegen fortan einer strengen Kontrolle durch die Regierung. „Lärm und Prostitution“ sollen aus dem Alltag im neuen Kuba getilgt werden. So entpuppen sich die langersehnte Freiheit und die anfangs gefeierte Revolution recht bald als Trugbild. Batistas Regime wird durch Fidel Castros abgelöst, es ändern sich hierbei nur die Vorzeichen der Unterdrückung. Der Klang der Freiheit verebbt. Die kubanischen Revolutionäre errichten das neue Kuba unter schwierigen Bedingungen (Blockade durch die USA), schaffen aber auch den ersten Sozialstaat Lateinamerikas.

Statt sich der neuen straffen Staatsführung und ihrer strikten Vorlagen zu unterwerfen, ziehen es viele namhafte Musiker Kubas vor, in die USA zu emigrieren. Und der Cha Cha Cha wandert mit ihnen aus. In New York gewinnt er schnell ein breites Publikum für sich und wird dort zu einem der beliebtesten Modetänze der ausgehenden 1950er-Jahre. Viele Hits dieser Zeit sind ohnehin bereits mit dem neuen Rhythmus unterlegt, beispielsweise „Tea for two“ oder „Sway“. Begleitet werden sie von Kubas „Freiheit auf Eis“: Durch die Emigration vieler Musiker erfreut sich auch der „Cuba Libre“schnell großer internationaler Beliebtheit. Die kubanischen Künstler haben mit ihrer Heimat gebrochen und das musikalische Erbe von Tito Puente und Enrique Jorrín nach Amerika gebracht. Dort bietet sich die Möglichkeit der freien Entfaltung und vor allem der Weiterentwicklung.

Enrique Jorrín gilt als Begründer des Cha Cha Cha-Rythmus. Es heißt, er habe seine Lieder für die älteren Tänzer langsamer gespielt und dem in Kuba ursprünglich rein instrumentalen Musikstil rhythmische Gesangseinlagen hinzugefügt. Der neue Rhythmus, den Jorrín seit 1951 spielte, verleitete viele Tänzer dazu, der Schrittkombination des Mambo zwei Schritte hinzu zu fügen. Zu dieser Zeit war der Tanz noch unter dem Namen Neodanzón bekannt. Da Enrique Jorrín der Meinung war, dass das Geräusch, welches die Tänzer bei dem neuen Wechselschritt verursachen, etwa wie „cha cha cha“ klinge und die Musiker bald den Ausruf „cha cha cha“ rhythmisch passend in ihre Songs einbauten, bekam der Tanz schnell auch seinen bis heute gültigen Namen.

Schon 1955 war die Begeisterung über die Grenzen Kubas hinaus bis nach Amerika geschwappt. Der Cha Cha Cha etablierte sich schnell als Modetanz und bereits 1962 wurde er offiziell in die Liste der lateinamerikanischen Turniertänze aufgenommen. Seine ursprüngliche Form ist vor allem in der heutigen Salsa-Szene verbreitet und unterscheidet sich in Technik und Figurenrepertoire von der Variante des Welttanzprogramms. Diese orientiert sich stark an der tänzerischen Technik, die der ehemalige Weltmeister der Lateinamerikanischen Tänze, Walter Laird, in seinem Buch „The Technique of Latin Dancing“ beschreibt.

Aus Tito Puentes Feder stammt übrigens auch der Song „Oye Como Va“, der von der Latin-Rockband Santana 1970 neu aufgenommen wurde, wodurch der Cha Cha Cha-Rhythmus eine neue, dauerhafte Popularität erlangte. Und nicht nur in der lateinamerikanischen Musik ist der Cha Cha Cha heiß begehrt; in dem Film „Darf ich Bitten?“ lernt Richard Gere von Jennifer Lopez zu der deutlich modernen Version von „Sway“ der Pussycat Dolls das Tanzen.